… aus (über) 50 Jahren Vereinsgeschichte

1971 – Etwa 1.000 junge Männer sind in der JVA Siegburg (Nordrhein-Westfalen) inhaftiert; mit wenig Freizeitmöglichkeiten. Die dortigen ev. Seelsorger suchen Menschen, die diese jungen Gefangenen besuchen.

12.03.1972 – Eine Gruppe des EC Hückeswagen-Scheideweg veranstaltet einen Gottesdienst und bietet Gespräche an. Die Gefangenen und die Besucher wollen den Kontakt fortsetzen. Zwei „Kontaktgruppen“ entstehen in den Hafthäusern Haus 1 und Haus 2. Als die ersten jungen Menschen aus der Kontaktgruppe entlassen werden, vermitteln Mitarbeiter Wohnungen und Jobs und laden sie in Freizeitgruppen (Sport, Jugendtreff) ein. Einige Mitarbeiter begleiten Haftentlassene in ihrer Familie. > Drei Berichte zu den Anfängen der Arbeit (YouTube)

18.01.1975 – Gründung des Vereins „Gefährdetenhilfe Scheideweg e.V.“ Der Verein kooperiert mit dem Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche im Rheinland (heute: Diakonie RWL), anderen Gefährdetenhilfe-Vereinen und Einrichtungen, z.B. für Suchtkranke, und steht in Kontakte zum Justizvollzug, den Sozialen Diensten der Justiz usw.

Juli 1975 – Anerkennung als Träger der freien Jugendhilfe heute [ §75 KJHG]

01.01.1977 – Das erste Strafvollzugsgesetz der Bundesrepublik Deutschland tritt in Kraft. Das Gesetz regelt den regelmäßigen Besuch von Freiwilligen und Gruppen. Heute besucht die Gefährdetenhilfe mit etwa 180 Ehrenamtlichen regelmäßig 16 verschiedene Gefängnisse in Nordrhein-Westfalen: Jugendarrest, Jugendstrafvollzug für junge Männer und Frauen, Untersuchungshaft und Strafhaft für Erwachsene.

Mai 1979 – Nach Kauf des Hauses „Scheideweg 25“, (heute Unterscheideweg 4) beginnt die erste Wohngemeinschaft: Eine Familie, die von Mitarbeiterinnen und Zivildienstleistenden unterstützt wird, nimmt 4-6 junge Männer aus dem Gefängnis und mit Drogenproblemen auf.

1985 startet die erste Wohngemeinschaft für Frauen in Wermelskirchen-Kreckersweg. Weitere Wohngemeinschaften in Hückeswagen und Umgebung kommen hinzu. Heute haben wir zwei Wohngemeinschaften für junge Männer und Trainingswohnungen für mehr Selbständigkeit. Hauseltern bzw. ein Mitarbeiterteam (seit Oktober 2015) begleiten Alltag und Freizeit der jungen Männer und bieten tagestrukturierende Maßnahmen an. Praktikanten und FSJler (m/w/d) sind Teil der Arbeit.

1986 – Seminarbetrieb in Haus Kreckersweg (Wermelskirchen)

1986 – Gründung des internationalen Gefährdetenhilfe-Verbunds (Bundesarbeitsgemeinschaft seelsorgerlich-diakonischer Gefährdetenhilfen – BSDG); jetzt: „Gefährdetenhilfestiftung für internationale diakonische Straffälligenhilfe“

1987 – „Wiehagen in action“; seit 2008 Kinder und Jugendarbeit im Haus Brunnenweg 20, Hückeswagen-Wiehagen; zunächst von der Stadt gemietet, 2023 erworben

November 1987 – Ein 45minütiger Film im ZDF macht die Gefährdetenhilfe deutschlandweit bekannt. Das Telefon steht nicht mehr still, viele Menschen und Angehörige fragten nach Hilfe. Der Verein sucht neue Möglichkeiten:

September 1990 – Das Projekt „Hoffnung für viele“ wird eingeweiht und kombiniert Wohnen und Arbeiten auf einem Gelände (Unterscheideweg 1-3). Junge Leute erhalten berufsfördernde Maßnahmen und können heute im Gartenbau eine Ausbildung abschließen, im Café (seit März 2011) arbeiten oder in der Boutique eine Ausbildung im Einzelhandel absolvieren.

1995 – Die Gefährdetenhilfe erwirbt in Unterscheideweg 15 eine ehemalige Bandweberei; diese wird zum Begegnungszentrum Scheideweg umgebaut und für Veranstaltungen der Gefährdetenhilfe und der Evangelischen Gemeinschaft Hückeswagen genutzt. Im Juli 2018 kauft die Gemeinde das Haus mit Nutzungsrecht der Gefährdetenhilfe.

1999 – Anerkennung von der Bezirksregierung Düsseldorf als Schuldnerberatungsstelle nach §305 Abs.1 Nr.1 der Insolvenzordnung

Mai 2000 – Einweihung des neuen Gebäudes für den Zweckbetrieb „Gefährdetenhilfe Metallbau gGmbH“ in der Bockhackerstr. 21 (Industriegebiet Scheideweg). Juli 2009 – In der Finanzkrise 2008 waren einfache Arbeiten für die Industrie weggefallen, die bis dahin beruflichen Einsteigern Möglichkeiten boten. Die zweite Sparte der Herstellung von Reinstwasseranlagen erfordert Fachkenntnisse. Verkauf des Betriebes und später des Gebäudes an den Betriebsleiter

November 2017 – Anerkennung als Träger ambulant betreuten Wohnens nach § 67 SGB XII durch den Landschaftsverband Rheinland (LVR, überörtlicher Sozialhilfe-Träger) – Seit August 2024 auch Anerkennung als Träger stationären Wohnens (StaWo) nach § 67 SGB XII

2018 – Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Lebenshilfen (ACL)

2025 – 50jähriges Vereinsjubiläum

Sommer 2025 – Ausbau des Bereichs „Trainingswohnungen“

Spätsommer 2025 – Beginn einer Frauen-Wohngemeinschaft in Hückeswagen-Scheideweg


1989 – Der Fall der Mauer brachte neue Chancen und Herausforderungen. Der Verein engagierte sich in Mecklenburg-Vorpommern sowie in Sibirien und der Mongolei mit Gefängnisbesuchen, Wohngemeinschaft(en), Jugendarbeit und Arbeitsmöglichkeiten:

1991 Gründung der Gefährdetenhilfe Waren gGmbH (Mecklenburg-Vorpommern). Neben den oben erwähnten Arbeitsbereichen wurden Ferienwohnungen, Freizeiten und Schulungsarbeit angeboten.  Seit 2008 als Familiengut Wendorf betrieben mit neuem, erlebnispädagogischem Konzept bis 2009. Anschließend Suche nach einem Käufer. Dezember 2018: Verkauf an die Jugendhilfeeinrichtung „Kinderschloss Wendorf GmbH“.

1994 offizielle Registrierung der Gefährdetenhilfe Ulan Bator (Mongolei); deutsches Mitarbeiterehepaar vor Ort bis 2013. Seitdem weitere Besuche durch andere Vereine.

2000 offizielle Registrierung der Gefährdetenhilfe Burjatien (Baikalsee /Ostsibirien), bis Januar 2016 Arbeit vor Ort ein deutsches Mitarbeiterehepaar. Im Juli 2016 übernahm die Gefährdetenhilfe „Zeso Life e.V.“ die weitere Begleitung.

Bei Reisen nach Ungarn und Polen entstanden enge Kontakte zu Christen in der Straffälligenhilfe. Mit einheimischen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen besuchten wir außerdem Gefängnisse in Westeuropa, Indien, Kenia, Uganda und Brasilien. Wir unterstützten durch regelmäßige Veranstaltungen vor Ort und Einladungen an Delegationen aus Justiz und Strafvollzug. An den Reisen teilzunehmen erweiterte den Horizont der jungen Leute in den Wohngemeinschaften.

2005 engagierte sich der Verein in Kenia beim Aufbau eines Farm-Projekt für straffällige Jugendliche, zeitweise mit deutschen Mitarbeiterehepaaren vor Ort. Der kenianische Träger arbeitet seit 2013 selbständig und steht weiter in Kontakt mit der Gefährdetenhilfe Scheideweg (z.B. für die Weiterleitung von Spenden aus Deutschland).